Studie sieht höhere Kosten fĂŒr Unternehmen und Volkswirtschaft durch Arbeitnehmer, die erkrankt zur Arbeit gehen, als durch jene, die der Arbeit fernbleiben
Die krankheitsbedingten Fehltage von Arbeitnehmern gingen seit 1997 deutlich zurĂŒck. Damals waren Arbeitnehmer in Deutschland durchschnittlich noch 18,5 Tage krank, zehn Jahre spĂ€ter nur mehr 16,4 Tage. Danach stieg der Krankenstand wieder auf 17,3 Tage (2010) an.
Der tatsĂ€chliche Krankenstand dĂŒrfte allerdings höher sein. Denn rund 70% der Arbeitnehmer gehen mindestens einmal pro Jahr krank zur Arbeit. 30% sogar gegen den ausdrĂŒcklichen Rat ihres Arztes, wie die jĂ€hrlich erscheinenden Fehlzeitenreporte [1] des Wissenschaftlichen Institutes der AOK belegen. Doch erweisen gerade diese Arbeitnehmer ihrem Unternehmen keinen guten Dienst.
Dies hat eine aktuelle Studie der Felix-Burda-Stiftung [2] herausgefunden. Die vom Unternehmen Booz & Company durchgefĂŒhrte Studie [3] ergab, dass der durch reine Fehlzeiten bedingte Betrag von 1.197 Euro pro Mitarbeiter und Jahr nur ein Drittel der Kosten erfasst, die tatsĂ€chlich durch Krankheit von Arbeitnehmern anfallen. Wesentlich höhere Kosten entstehen fĂŒr die Unternehmen, wenn Arbeitnehmer trotz Krankheit arbeiten. Doch warum ist das so? Die „eingeschrĂ€nkte EinsatzfĂ€higkeit der Arbeitnehmer vermindert die ArbeitsqualitĂ€t, erhöht die FehleranfĂ€lligkeit und Anzahl von UnfĂ€llen. Eine Verzögerung der Genesung kann sogar zu chronischer Erkrankung und Burn-out fĂŒhren. Die Kosten fĂŒr diesen sogenannten PrĂ€sentatismus lassen sich auf jĂ€hrlich 2.394 Euro pro Kopf beziffern“, wird in der Studie geschĂ€tzt.
Damit sind die Kosten, die durch trotz Krankheit prĂ€sente Arbeitnehmer letztlich verursachen, doppelt so hoch, wie die Kosten, die aktuell durch ein Fernbleiben aufgrund Krankheit entstehen. Sicher wĂŒrde ein Fernbleiben jener Mitarbeiter vom Arbeitplatz auch weitere Kosten verursachen. Doch könnte durch PrĂ€vention hier manche langfristige Erkrankung mit Sicherheit im Vorfeld verhindert werden. Hochgerechnet auf alle deutschen Unternehmen entstanden im Jahre 2009 Kosten durch Krankheit in Höhe von 129 Milliarden Euro. Der volkswirtschaftliche Schaden ist jedoch noch höher. Er wird auf 225 Milliarden Euro geschĂ€tzt. Immerhin stolze 9% des Bruttoinlandsprodukts.
Von den Erstellern der Studie wird daher der Rat erteilt, mehr in die betriebliche PrĂ€vention zu investieren und den Ausbau der Arbeitsmedizin zu einer zentralen SĂ€ule der Gesundheitsvorsorge in Deutschland zu machen. Und sollte man den Arbeitnehmern sagen, dass sie ihren Arbeitgebern Gutes tun, wenn sie sich schlecht fĂŒhlen und dann auch schon mal Zuhause bleiben?
Manfred Podzkiewitz 08.06.2011
WeiterfĂŒhrende Links:
Fehlzeitenreport (Wissenschaftliches Institut der AOK)
Pressemitteilung_(Booz_&_Company)
Siehe auch: PrÀsentismus